Unsere Geschichte

Den äußeren Anstoß zur Gründung der K.T.V. Visurgis gab der Katholikentag zu Mannheim 1902, auf dem die Gründung von katholischen Studentenvereinen an technischen Mittelschulen in Deutschland empfohlen wurde. Davon begeistert nahm der Ehrenvorsitzende Professor Eugen Kotzur diese Idee auf und berief am 21. Oktober 1902 zusammen mit den ersten zukünftigen Mitgliedern eine Gründungsversammlung ein. Herr Pastor Völker und Herr Kaplan Wellermann von der Kirche St. Johannis waren ebenfalls anwesend.

 

Hierbei wurden Zweck und Ziele der zukünftigen Vereinigung festgelegt: Zusammenschluss der katholischen Besucher der technischen Staatslehranstalt zur gegenseitigen Aneiferung auf religiösem Gebiete, Förderung in ihrer wissenschaftlichen Ausbildung sowie Pflege einer edlen Geselligkeit.
Katholischer Techniker Verein (K.T.V.) Visurgis benannte sich der Verein und legte sich die Farben Grün-Weiß-Rot bei. Prinzipien sollten sein:

 

Religion – Wissenschaft – Freundschaft

 

Gründe für die Umbenennung von Verein zu Verbindung lassen sich heute leider nicht mehr nachvollziehen. Großen Anlass zur Diskussion gab die Frage, ob man seine Farben in Form eines Brustbandes tragen solle, obwohl dies in Bremen verboten war. Es bildeten sich zwei Lager. Mehrmals musste wegen Stimmengleichheit neu abgestimmt werden, bis man sich schließlich doch darauf einigte, nicht farbentragend zu sein. Die Satzung wurde der Direktion der technischen Staatslehranstalten vorgelegt. Eine Gründung der Visurgis wurde gestattet.

 

Seit 1911 war die K.T.V. Visurgis Mitglied im Technischen Cartellverband (TCV). Es folgte der erste Weltkrieg, bei dem 10 aktive Visurgen ihr Leben ließen. Die Frage des Farbentragens wurde wieder aufgegriffen, denn man wollte seine Ideale auch nach außen zeigen. Die Stadt Bremen erlaubte nach einem Antrag der Vereinigungen nun das Farbentragen. 1923 beschloss die Visurgis farbentragend zu sein. Die Visurgis pflegte einen engen Kontakt zu den ortsansässigen befreundeten Verbindungen und nahm stets an den Veranstaltungen der Kirche teil. Das Technikum hatte sich weiterentwickelt und so konnten mehr Studenten in Bremen studieren.

 

Während der Zeit des Dritten Reiches war das Überleben der Verbindung das wichtigste Ziel. Hierfür musste die Visurgis das religiöse Prinzip nach außen hin aufgeben. Der Verfall der Visurgis war dennoch nicht aufzuhalten. 1935 wurde die Auflösung aller Korporationen verfügt und jede weitere Betätigung verboten. Das Verbindungseigentum wurde an die Mitglieder verteilt, fiel aber den Kriegsereignissen zum Opfer. Bis 1943 schaffte es die Visurgis, im Untergrund aktiv zu bleiben, wurde dann aber verboten.

 

1952 fanden die ersten Zusammentreffen der Visurgen nach dem Krieg statt, unter anderem auch mit dem Ring Technischer Verbindungen (RTV), der im Jahr zuvor gegründet wurde. Es gab Bemühungen um eine neue Aktivitas zur Wiederbegründung. Schon 1953 ließen sich zahlreiche überlebende Visurgen zur Wiedersehensfeier auffinden. Das Tragen von Farben an den Schulen war untersagt, Anschlagbretter für Werbung um neue Mitglieder gab es nicht, sodass dies alleine über persönliche Kontakte und Gespräche erfolgen konnte. 1969 überraschte eine Mitteilung der Hochschule alle Bremer Verbindungen: Zur offiziellen 75-Jahrfeier der Hochschule für Technik gestattete man sich, die Verbindungen einzuladen mit der Bitte, in Farben zu erscheinen. Die Studentenverbindungen waren damit offiziell akzeptiert. In der Zeit von 1952 bis in die 80er Jahre hatte die Visurgis stets eine starke Aktivitas.

Der Geistliche Beirat der Visurgis, Carl Marizy, feierte 1984 sein 50. Priesterjubiläum und erhielt das Bundesverdienstkreuz für seine außerordentliche Leistungen im Caritasverband. Im Jahr 1990 beschließt die Katholische Technische Verbindung Visurgis, sich auch für andere, nicht technische Fachbereiche zu öffnen, verfügt aber ab 1996 über keine Aktivitas mehr. Dennoch gestalten die sechzig Alten Herren weiterhin ein reguläres Verbindungsprogramm und halten Stiftungsfeste sowie Kneipen. In der Periode von 1990 bis 2008 wurde die Aktivitas durch den Altherrenpräsiden Dipl.-Ing. Klaus Viezens sowie wechselnden Präsiden aus dem Kreis des Altherrenverbandes geleitet.

 

Im Jahre 2008 wurde unter zusätzlichen Auflagen des Cartellverbands (CV) offiziell die neue Aktivitas gegründet. Satzung und Geschäftsordnung wurden CV-tauglich gemacht, sodass man rechtzeitig zur Cartellversammlung in Erlangen den Aufnahmeantrag der Visurgis stellen konnte. Weil es im Cartellverband bereits eine Verbindung mit den gleichen Farben gab, wurden die Farben der Visurgis etwas angeändert. Prof. Dr. Tim Goydke wurde zum Altherrenvorsitzenden gewählt, das AH-Chargenkabinett sollte mit Ur-Visurgen und Ur-CVern gemischt werden. So gelang es, dem CV auch in der Verbindungsführung nahe zu sein, ohne die Visurgentradition zu vergessen.